Die Entstehung des Josephspitals auf dem Mühlfeld geht zurück auf einen Bürger des Marktes Tölz, Josef Graber – gebürtig zu Tölz. Von ihm ist bekannt, dass er und seine Ehefrau Sibilla vormals als Hutmachersleute in Wien, später in München, ansässig waren. In mehreren Stiftungsbriefen, datiert jeweils vom 10. Juli 1752, vom 5. März 1755 und vom 4. Und 12. Oktober wie auch vom 18. November 1761, regelte er die Modalitäten seiner Stiftung. Erhebliche Kapitalien bildeten den Grundstock für den Bauunterhalt und die Verpflegung der Bewohner.
Die Gebäude selbst als Spital wurden von Graber bereits 1744 aufgeführt, wobei schon eine Kapelle erwähnt war. Zweckgebunden war die Stiftung an Waisen aus bürgerlichen Familien und unverschuldet verarmte Bürgersleute. Begrenzt war die Aufnahme auf 8-9 Personen. Aufgeführt sind auf 10 Seiten in 20 Paragraphen die Bestimmungen über die Stiftungskapitalien, die Aufbringung der Mittel für den Spitalbau, die Verwaltung der Gelder, sowie die Vergütung an den Marktschreiber und die Zahlungen an die Armen. So war in der Stiftung festgelegt, dass jede*r Bewohner*in täglich mit 6 Kreuzern bedacht werden und am Tag des Hl. Joseph, sowie an Weihnachten und Ostern eine Spende von 2 Gulden erhalten soll.
Erweitert wurde die Stiftung in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. durch die Vermächtnisse des Bürgermeisters von Tölz, Ignaz Kyrein und der Anna Höger. Eine zusätzliche Aufstockung erfuhr die Stiftung durch eine Schenkung von 1847, die Joseph Kurzmiller dem Josephispital vermachte. Damals gelangten zusätzlich 1809 Gulden und Kreuzer in den Fond der Stiftung. Im Jahre 1946 überließ der Fremdenheimbesitzer Georg Darlapp sein Haus in Bad Tölz der Stiftung mit der Auflage, künftig den Zusatz “mit Darlapp`scher Zustiftung” zu führen.
Nachdem die beiden Gebäude der Stiftung in der Bahnhofstraße seit vielen Jahren in einem sehr schlechten baulichen Zustand waren, wurden Sie daher vollständig abgerissen und in den Jahren 1964 bis 1968 durch zwei moderne Bauten ersetzt.Im Winter 1998/99 wurde das Josefistift erneut, den heutigen Anforderungen entsprechend, umgebaut. Unter anderem bekamen 26 Zimmer eine eigene Toilette. Das Josefistift, dem Trend der Zeit folgend, wurde immer mehr zum Pflegeheim. Deshalb wurde in den Jahren 2003 /04 ein moderner Zwischenbau mit der für ein Pflegeheim benötigten Infrastruktur geschaffen. Neben den Aufenthaltsräumen und Stationszimmern wurde im 1. Stock ein beschützender Wohnbereich für dementiell erkrankte ältere Menschen geschaffen. 2009/10 erfolgte eine umfassende energetische Sanierung. Es wurden neue Fenster und Balkontüren eingebaut und das ganze Haus erhielt eine Wärmedämmung. Außerdem wurde im Keller ein BHKW (Blockheizkraftwerk) eingebaut.
79 Jahre lang leiteten die Ordensfrauen der Barmherzigen Schwestern mit aufopferungsvollem Idealismus das Altenheim Josefistift. Sie verliehen dem Haus eine ganz besondere Prägung und Atmosphäre. Sie wurden vom Mutterhaus zurückgerufen, weil sich dieses nicht mehr in der Lage sah, die gestellten Aufgaben mit den verfügbaren Kräften zu erledigen. Im April 1989 übernahmen die beiden Franziskanerinnen Schwester Kandida und Schwester Magdalena diesen vielfältigen Aufgabenbereich ihrer Vorgängerinnen. Seit dem Ausscheiden der Schwestern im Jahr 2003 wird das Haus weltlich geführt.
Quelle: Stadtarchiv Bad Tölz